Was ist Vitamin D?
Vitamin D beschreibt eine Gruppe mehrerer fettlöslicher Vitamine (Calciferole), wobei Vitamin D2 (Ergocalciferol) und Vitamin D3 (Cholecalciferol) die wichtigsten Formen sind. Vitamin D nimmt unter den Vitaminen eine Sonderstellung ein, da es nicht nur über die Nahrung aufgenommen werden kann, sondern zu 80-90% mithilfe von Sonnenlicht, genauer UV-B-Strahlung, im Körper hergestellt wird. Dafür ist ein Aufenthalt im Freien notwendig, helle Räume oder große Glasfronten reichen nicht aus (1).
Wie wird Vitamin D gebildet?
Die Bildung von Vitamin D in der Haut erfolgt aus Cholesterinvorstufen (Provitamin D). Dazu muss die Haut jedoch der Sonne (UVB-Strahlung) genügend lang ausgesetzt werden.
Sowohl das mit der Nahrung eingenommene Vitamin D (Vitamin D2 und D3) als auch das in der Haut gebildete Vitamin D3 werden zuerst in der Leber zu Calcidiol (25-Hydroxy-Vitamin D) und anschließend in der Niere zu Calcitriol (1,25-Dihydroxy-Vitamin D) verändert. Erst diese veränderte Form (Calcitriol) ist aktiv und kann die Funktionen von Vitamin D ausführen (2).
In welchen Nahrungsmitteln ist Vitamin D enthalten?
Wie bereits erwähnt, trägt die Ernährung nur einen verhältnismäßig kleinen Anteil (10-20%) zur Vitamin D Versorgung bei. Ein Grund dafür ist, dass wenige Lebensmittel Vitamin D in bedeutenden Mengen enthalten, dazu gehören insbesondere Fettfische (z. B. Hering und Makrele) und in deutlich geringerem Maße Leber, Margarine (mit VitaminD angereichert), Eigelb und einige Speisepilze. Neben natürlichen Quellen kann Vitamin D auch über Nahrungsergänzungsmittel (Supplemente) und angereicherte Lebensmittel zugeführt werden.
Wovon hängt die Vitamin D Bildung ab?
Abhängig von Breitengrad, Jahres- und Tageszeit, Witterung, Kleidung, Aufenthaltsdauer im Freien, Sonnenschutz sowie dem Hauttyp ist die körpereigene Vitamin D- Bildung sehr unterschiedlich.
Hauttyp: Ein dunklerer Hauttyp bedeutet eine stärkere Hautpigmentierung und somit bei gleicher Sonneneinstrahlung eine geringere körpereigene Vitamin D Produktion als bei helleren Hauttypen. (4)
Alter: Mit dem Alter nimmt die Fähigkeit, Vitamin D zu produzieren ab. Ältere Personen halten sich zudem aufgrund eingeschränkter Mobilität weniger im Freien auf, als Jüngere.
Folgen eines Vitamin D Mangels
Im Säuglings- und Kleinkindalter kann eine Unterversorgung mit Vitamin D zu Rachitis führen. Bei einer Rachitis kommt es zur Verformung des Skeletts, da die Knochen nicht ausreichend mineralisiert werden.
Im Erwachsenalter führt ein Mangel zur Osteomalazie (Knochenerweichung). Durch den ungenügenden Einbau von Calcium und Phosphat in die Knochen (Mineralisierung) kommt es zu der Erweichung. Weiters spielt die Unterversorgung des Körpers mit Vitamin D bei der Entstehung von Osteoporose eine wichtige Rolle. Bei einer geringeren Aufnahme von Calcium aus dem Darm aufgrund des Vitamin D-Mangels wird vermehrt Calcium aus dem Knochen abgebaut.
Ist zu viel Vitamin D möglich?
JA.
Hohe orale Aufnahmemengen können dagegen eine Intoxikation verursachen. Sie führen zu einem Anstieg der 25-OH-D3-Serumkonzentration, während der Serumspiegel des aktiven Metaboliten 1,25(OH)2D3 unverändert bleibt (2) oder sogar sinkt (3). Angezeigt wird eine Vitamin-D-Intoxikation durch erhöhte Kalziumwerte im Serum (Hyperkalzämie), wobei in Abhängigkeit von der aufgenommenen Menge bereits nach kurzer Zeit (Tagen bis Wochen) klinische Symptome auftreten können. Zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, Schwäche, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen (5-7).
In schweren Fällen kann es zu Nierensteinen und Nierenversagen kommen (Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung).
Aber keine Angst! Bei einer Ernährung ohne spezielle Vitamin D-Ergänzung – z.B. durch angereicherte Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, hochdosierte Vitamin D-Präparate (Arzneimittel) – ist eine Überversorgung mit Vitamin D nicht möglich. Ebenso ist eine Überversorgung nicht durch eine zu lange Sonnenbestrahlung der Haut möglich, da der Körper über entsprechende Steuerungsfunktionen verfügt.
Um im Rahmen der Zufuhrempfehlungen zu bleiben und eine Überdosierungen zu vermeiden, sind die korrekte Anwendung und damit die Dosierung insbesondere beim Wechsel des Präparates (eines anderen Herstellers, anderes Produkt) zu beachten.
Die sichere obere Zufuhr (safe uppler level; UL; angegeben als Tagesdosis) ist vom Alter abhängig und gibt jene Menge an Vitamin D an, die aufgrund des heutigen Wissensstandes über längere Zeit ohne negative Auswirkungen auf die Gesundheit eingenommen werden kann.
Funktionen vom Vitamin im Körper und Anwendungsgebiete
Wichtig für Aufnahme und Verwertung von Calcium und Phosphor (Erhaltung der Knochen)
Wichtig für Erhalt von Muskelkraft, Zähne, Funktion des Immunsystems
Bei Kindern (Rachitisprophylaxe) und bei Erwachsenen jeden Alters (Osteomalazie, Osteoporose)
Patienten mit erhöhtem Risiko für Vitamin D Mangel (chronische Leber- und Nierenerkrankungen, Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn- Absprache mit behandeltem Arzt!)
Menschen mit dunkler Hautpigmentierung
Schicht- und Nachtarbeiter (3)
Begleitend zur Antiepileptika oder Glucocorticoid- Therapie (Absprache mit Arzt!)
Einnahmeempfehlung Vitamin D
Eine Vitamin D-Unterversorgung tritt dann auf, wenn die körpereigene Vitamin D-Bildung in der Haut und/oder die Einnahme von Vitamin D über die Nahrung zu gering sind, Vitamin D im Darm nicht aufgenommen wird oder die notwendigen Umwandlungen in der Leber oder Niere zu Calcidiol bzw. Calcitriol nicht stattfinden.
(1) Vgl. E. Ramos-Lopez/Badenhoop, K.: Vitamin D-Stoffwechsel, Störungen. In: DGIM Innere Medizin. https://www.springermedizin.de/emedpedia/dgim-innere-medizin/vitamin-d-stoffwechsel-stoerungen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54676-1_3
(2) N. Rittenau: Vegan-Klischee ade! Wissenschaftliche Antworten auf kritische Fragen zu pflanzlicher Ernährung. 2. Aufl. 2020.
(3) Vgl. M. Richter/Boeing, H./Grünewald-Funk, D. u. a.: Vegane Ernährung. Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). In: Ernährungs Umschau 63 (2016). H. 4. S. 92–102.
(4) Vgl. A. Yuen/Jablonski, N.: Vitamin D: In the evolution of human skin colour. In: Medical Hypotheses 74 (2009). H. 1. S. 39–44.)
(5) Quelle: EFSA (2012). Scientific Opinion on the Tolerable Upper Intake Level of Vitamin D. EFSA Journal 10: 2813.
(6) IOM (2011). DRI – Dietary Reference Intakes for Calcium and Vitamin D. Washington, DC: The National Academies Press, pp. 1-1115.
(8) Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV Lebensmittel und Ernährung
(9) https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/Vitamin_D_FAQ-Liste.html#FAQId11855804